Der Einfall des Regisseurs Enrico Lübbe (in einer Inszenierung des Stadttheaters Aschaffenburg), dem Hauptmann durch Woyzeck eine Ganzkörperrasur verpassen zu lassen, geht in die richtige Richtung, aber nicht weit genug. Der Szenentitel charakterisiert Woyzeck als Barbier, eine traditionsreiche komische Bühnenfigur. Was sich tatsächlich abspielt, lässt freilich darauf schließen, dass Woyzecks Dienstleistung sich unter der Gürtellinie abspielt: "Langsam Woyzeck, langsam", reklamiert der Hauptmann gleich zu Beginn, eine Reklamation, die sich durchaus inkonsistent zu der offen sichtlichen Handlung verhält. Desgleichen der Dialog von Barbier Woyzeck und Hauptmann, er dreht sich ums Kindermachen. Weiter gesteht der Hauptmann, dass "ihm die Liebe kommt", wenn er Kinderbeine in weißen Strümpfen sieht. Und er bekräftigt seine pädosexuellen Neigungen durch ein ulkiges Missverständnis von Woyzecks Bibelzitat: "Lasset die Kindlein zu mir kommen." Der Hauptmann hört hier einen Sarkasmus heraus und reagiert mit Konfusion. Übrigens gibt es weitere Anspielungen in Richtung Pedosexualität, sowohl in Georg Büchners erstem Drama, Dantons Tod, als auch im Woyzeck.
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