Tötungsinzest

Die Büchner-Rezeption ist sich darüber einig, dass zwischen dem Mord an Margreth Woyzeck bzw. Marie (hier nur die entsprechende Aufforderung durch die Stimme aus dem Boden) und Woyzecks Beobachtung der Wirtshausszene ("immerzu") ein Zusammenhang besteht. Psychologisch gesehen handelt es sich bei einem Sexualmord um einen Tötungsinzest. Zwei maximal gegensätzliche Bedürfnisse, die absolute Vereinigung und die absolute Loslösung (Freiheit) werden in einer Handlung dramatisch vereint. Der Täter ist  unfähig, beide ursprünglich auf die Mutter bezogenen (infantilen) Impulse zu separieren, d.h. auf unterschiedliche Dimensionen bzw. Personen zu projizieren. Ob das auf Büchners Dramenfragment zutrifft, lässt sich überprüfen, indem man untersucht, wann und wie Woyzeck (oder eine andere Figur) über Woyzecks Mutter spricht. Als Gegenprobe kann man Maries Figurenrede über ihr Kind betrachten.

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