Die Stimme
Woyzeck hört eine Stimme, die in auffordert: "Stich die Zickwolfin tot" (ursprünglich, im 1. Handschriftenentwurf: "stich die Woyzecke tot"). Bevor man diese Tatsache medizinisch beurteilt muss man im Rahmen eines Dramas zunächst erst einmal das Gesagte verstehen und einordnen, ansonsten reproduziert man nämlich einfach die Position von Woyzecks Soldatenkollegen Andres. D.h. die Interpretation der Stimme als purer Wahnsinn eines gestörten Gehirns ist in dem Drama bereits enthalten, nämlich von Nebenfiguren (Andres und Doktor) repräsentiert. Das kommt einer falschen Fährte in einem Kriminalroman gleich. Eine kompetente Interpretation der Handlung als ganzer wird dagegen nach objektiven Indizien suchen, die die Stimme im Zusammenhang des Dramas zu verstehen. In der Szene, die dem Mord vorausgeht, treten spielende Kinder und die Großmutter auf. Unabhängig von Woyzeck wird hier die Hinrichtung des weiblichen Opfers rituell eingeleitet. Das lässt darauf schließen, dass entweder die Stimme nicht als reiner Wahn zu betrachten ist, oder aber der Wahn wird psychologisch erklärt, was beides auf das gleiche hinausläuft.
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