Wer Georg Büchners Woyzeck-Drama der 'offenen Form' (nach Volker Klotz) zuordnet, negiert im allgemeinen Exposition, Selbsterkenntnis der Handelnden (Anagnorisis) und schicksalhaften Handlungsumschlag (Peripetie). Wenngleich diese Dramentheorie mit den Bildketten und der metaphorischen Verklammerung Wichtiges entdeckt hat, entgeht ihr der Kern der Sache, der Kulminationspunkt der Metaphernstruktur in Maries Ausruf: "Das Kind gibt mir einen Stich ins Herz", der wörtlich und als Antizipation (bzw. auch Erinnerung an die Stimme aus dem Boden und Woyzecks Messerkauf) verstanden, sowohl Anagnorisis bedeutet im Hinblick auf die tabuisierte Beziehung zum erwachsenen Kind, als auch die Peripetie der bevorstehenden Hinrichtung.
Modern ist das Woyzeck-Fragment in seinem extrem emotionalen Engagement, das sich freilich gleichzeitig weitgehend einer eher konventionellen Rhetorik (allegorischer Metaphernsprache) bedient und diese dabei umformt.
Mehr dazu in: Georg Büchner. Dichter, spötter, Rätselsteller. Entschlüsselungen, Wien 2012.
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